Kämpfen hat viele Facetten. Es macht deshalb Sinn zunächst festzustellen, über welche Form des Kampfes man spricht. Eine bewaffnete militärische Auseinandersetzung? Die konstruierte Duell-Situation? Von der Selbstverteidigung im Affekt? Dem sportlichen Kräftemessen? Es gibt keine pauschale Wahrheit, die überall gleichermaßen Sinn ergibt. Jede Auseinandersetzung bringt eigene Ansprüche mit sich. Der Sportler nimmt ein Regelwerk an und lotet dessen Grenzen aus. Im Duell sehen beide Kontrahenten den Kampf manchmal bereits Tage und Wochen im Voraus kommen. Selbstverteidigung beschäftigt sich stattdessen zum Großteil mit Prävention. Kriegskunst muss sich ganz andere Fragen stellen, als Kampfkunst.
Aus dem Kampf eine Kunst zu machen war ursprünglich keine Idee der Ästhetik, sondern eine Frage der Notwendigkeit. Warum wird gekämpft? Gegen wen, wann und wo? Niemals war es sinnvoll gefundene Antworten zum heiligen Gral zu erheben. Fähigkeit zeigte sich mit der Rückkehr des Kämpfers. Hat er überlebt/bestanden waren er und seine Kunst kundig und wahr. Heute üben Kampfkünstler Ihre Fähigkeiten unter diversen schützenden Rahmenbedingungen und ohne erforderliche, echte Anwendung. Statt Kampfkunst: ein Kunstkampf. Der Übungskampf (Sparring) ist eine geschaffene Bühne, die der Realität aber nicht vollständig gerecht werden kann.
Um dennoch zielführend üben zu können, lohnt es Antworten auf folgende Frage zu finden: „Was wird dem fähigen Kämpfer immer zu Gute kommen?“ Scharfsinnigkeit, Weitblick, Reaktionsvermögen, Körperbewusstsein und Verständnis für Möglichkeiten und Unmöglichkeiten. All das lässt sich durchaus mit beständigem Üben auch in kontrollierter Umgebung erlernen. Diese Übung verfolgen wir beim Techniktraining, um Möglichkeiten zu finden und Unmöglichkeiten zu kennen; beim Lernen und perfektionieren von Formen, um das Körperbewusstsein und Verständnis zu schärfen; beim Sparring zur Verbesserung des Reaktionsvermögens und Anwendung der gelernten Mittel. Mit all dem schulen wir zudem die Kunst das Wesentliche schnell zu erfassen und vorausblickend zu handeln. So üben wir den Kampf.