Der wahre Kämpfer lebt zurückgezogen in den hohen Bergen, erlangt Einsicht durch jahrelange Meditation und Fähigkeiten durch Beobachtung und Nachahmung der Natur! Am besten in völliger Einsamkeit. Das funktioniert nur dank Drehbuch in Film und Fernsehen. Für den realen Kampfkünstler ist die Gemeinschaft mit anderen Menschen nicht nur angenehm, sondern unbedingt notwendig für ein erfolgreiches Üben.
Es ist romantisch anzunehmen, dass man nur sich selbst kennenlernen muss, um kämpfen zu lernen. Aber eben nicht vollständig. Denn kämpfen bedeutet Auseinandersetzung. Die mit sich selbst spielt dabei sicherlich eine große Rolle, aber nunmal nicht die einzige. Das eine wird gegen das andere gestellt: Ansicht gegen Ansicht. Absicht gegen Absicht. Mensch gegen Mensch. Allein damit ist klar, dass das Einzelne oder der Einzelne nicht in Konflikt geraten kann. Nicht einmal der Mensch für sich gerät ohne Einwirkung von außen in ein inneres Zerwürfnis. Man kann nun natürlich darauf warten, dass die Natur dahingehend Inspiration bringt. Aber die Natur ist kein Mensch. Was ein Käfer kann, muss dem Menschen kein Vorteil sein. Blätter im Wind sind eine schöne Metapher, aber nutzlos ohne sinnvolle Deutung und praktische Umsetzbarkeit.
Wer also alleine und für sich bleiben möchte, sollte sich keine Illusionen machen. Wer in Auseinandersetzungen bestehen will, muss die Auseinandersetzung üben. Den kontrollierten Rahmen hierfür nennen wir „Training“ und die wichtigste Zutat „Gemeinschaft“. Man sollte meinen, Menschen die miteinander kämpfen, können keinen Zusammenhalt finden. Doch das Gegenteil ist der Fall. Eben wegen der ständigen Auseinandersetzung beschäftigen wir uns miteinander und unterstützen uns dadurch gegenseitig. Meister lehren Schüler, Trainer unterstützen Meister, Schüler helfen Schülern. Die wichtigste Ressource einer Kampfkunst sind die Menschen, die sie üben, meistern und weiter tragen. Wer alleine bleiben will, lässt seine Kampfkunst sterben.